Das Wichtigste in Kürze
- Schulterprothesen stellen bei fortgeschrittener Arthrose oder Rotatorenmanschettenrissen eine schmerzfreie Beweglichkeit wieder her.
- Implantatwahl – von anatomischen bis zu Reverse-Designs – richtet sich nach Rotatorenmanschettenstatus und Knochenqualität.
- Präzise präoperative Planung und ein schrittweises Vorgehen optimieren das Weichteilgleichgewicht.
- Strukturierte Rehabilitation, beginnend mit geschützter Mobilisation und anschließender Kräftigung, ist der Schlüssel zur Genesung.
- Langlebigkeit der Implantate über 90 Prozent nach zehn Jahren, wenn Komplikationen früh erkannt und behandelt werden.
Sind Schulterschmerzen für Sie ein ständiger Begleiter? Stellen Sie sich vor, Sie könnten Ihren Arm mühelos über den Kopf heben – ohne Schmerz, ohne Zögern. Im OP habe ich immer wieder lebensverändernde Momente erlebt, in denen ein geschädigtes Gelenk zum Tor für einen Neuanfang wurde!
In diesem Leitfaden stelle ich Ihnen die neuesten Prothesenmodelle vor – von knochenschonenden, schaftfreien Designs bis hin zu leistungsstarken Reverse-Konfigurationen – erkläre jeden Operationsschritt und skizziere einen Rehabilitationsplan, der Sie zurück zum Golfen, Gärtnern oder einfach zum innigen Umarmen Ihrer Liebsten führt. Legen wir los: Ihre Reise zu einer schmerzfreien Schulter beginnt heute.
Funktion & Indikationen
Wenn konservative Therapien versagen, stellt ein Schultergelenkersatz durch Austausch geschädigter Gelenkflächen die schmerzfreie Beweglichkeit bei fortgeschrittener Arthrose, irreparablen Rotatorenmanschettenrissen und komplexen Frakturen wieder her.
- Ersatz irreversibel geschädigter Gelenkflächen lindert Schmerzen und stellt Kraft sowie Beweglichkeit wieder her.
- Indikationen: fortgeschrittene Arthrose, irreparable Rotatorenmanschettenrisse, avaskuläre Nekrose, chronische Instabilität oder posttraumatische Deformitäten nach fehlgeschlagener konservativer Behandlung.
- Patientenselektion: richtet sich nach Schmerzintensität, Funktionsverlust, Bildgebung und erfolgloser nicht-operativer Therapie; absolute Kontraindikationen sind aktive Infektionen und unzureichende Knochensubstanz.
Prothesenmodelle
Zu den Optionen gehören anatomische Designs, die die natürliche Anatomie nachbilden, schaftfreie Modelle zur Knochenerhaltung und Reverse-Prothesen, die bei defizienter Rotatorenmanschette den Deltamuskel nutzen.
Anatomische Schulterprothese
Diese Implantate replizieren die natürliche Schulteranatomie: Ein metallischer Humeruskopf (mit Schaft oder metaphysärer Verankerung) ersetzt den beschädigten Knochen, während eine Polyethylen-Glenoidkomponente die Pfanne wiederherstellt.
Sie basieren auf einer intakten Rotatorenmanschette und eignen sich besonders bei Primärarthrose mit guter Muskelfunktion.
Schaftfreie Oberflächenersatzprothese
Eine knochenschonende Option, bei der eine Metallkappe direkt auf den Humeruskopf gesetzt wird. Geeignet für jüngere Patientinnen und Patienten mit guter Knochenqualität und minimaler Deformität; verfügbar als Hemi- oder Totalarthroplastik.
Reverse Shoulder Prothese
Kehrt die Ball-und-Pfanne-Anatomie um, indem eine konvexe Glenosphäre an der Scapula und eine konkave Komponente am Humerus befestigt werden.
Durch die mediale und inferiore Verlagerung des Rotationszentrums kann der Deltamuskel den Arm auch ohne funktionierende Rotatorenmanschette anheben. Indikationen sind Cuff-Tear-Arthropathie, komplexe Frakturen und Revisionen.
Operativer Ablauf
Der Eingriff kombiniert detaillierte präoperative Bildgebung, einen deltopektoralen Zugang, schrittweise Knochenpräparation, Probeimplantate und die sichere Fixation der finalen Prothese.
Präoperative Planung & Bildgebung
- Konventionelle Röntgenaufnahmen beurteilen Gelenkspalt, Osteophyten und Knochensubstanz.
- Ultraschall prüft die Integrität der Rotatorenmanschette, CT mit 3-D-Templating verfeinert Glenoidversion und Defektkartierung.
- MRT bewertet Muskelatrophie und Weichteilqualität zur Implantatauswahl.
Zugänge & Freilegung
Der deltopektorale Zugang zwischen Deltamuskel und Musculus pectoralis major schont die Muskulatur.
Anterosuperiore Zugänge bieten direkten Zugang zum Glenoid, bergen jedoch ein Risiko einer teilweisen Deltoidablösung. Eine Subscapularis-Tenotomie bzw. -Peel verbessert die vordere Exposition.
Implantationstechnik
- Die Patientin bzw. der Patient wird in „Beach-Chair“-Position gelagert; Hautdesinfektion und Abdeckung folgen.
- Ein deltopektoraler Hautschnitt legt das Intervall frei; Deltamuskel und Pectoralis major werden schonend retrahiert.
- Tendon und Kapsel des Subscapularis werden gelöst, um das Glenohumeralgelenk vollständig darzustellen.
- Mit einer oszillierenden Säge wird der Humeruskopf auf Höhe des anatomischen Halses reseziert.
- Sukzessive Reamer/Broaches bereiten den Humeruskanal oder die Metaphyse für das Probeimplantat vor.
- Die Glenoidfläche wird gefräst und gebohrt; ein Probeglenoid prüft Version und Neigung.
- Ein Probereduktion testet Weichteilspannung, Stabilität und Bewegungsumfang.
- Finale humerale und glenoidale Komponenten werden einzementiert oder press-fit fixiert.
- Subscapularis und Kapsel werden rekonstruiert, das Intervall verschlossen und die Haut genäht.
- Ein steriler Verband wird angelegt; der Arm ruht in einer Schlinge oder Orthese.
Benötigen Sie einen Schulterspezialisten?
Lassen Sie sich bestmöglich im OP-S Center beraten.
Postoperative Betreuung & Rehabilitation
Die Rehabilitation beginnt mit passiver Mobilisation in der Schlinge, geht nach etwa sechs Wochen in aktiv-assistierte Übungen über und mündet in ein progressives Krafttraining.
Immobilisation & Frühmobilisation
Der operierte Arm ruht nachts sowie bei Bedarf tagsüber vier Wochen in einer Schlinge. Passive Pendelübungen und geführte Mobilisation starten binnen 24 Stunden, um Steifheit vorzubeugen.
Strukturiertes Physioprogramm
- Passive Bewegungsübungen in den Wochen 1–6
- Aktiv-assistierte und aktive Bewegungen in den Wochen 6–12
- Progressives Krafttraining für Deltoid und Skapulamuskel ab Woche 12
- Funktionelle & sportartspezifische Belastung ab Monat 4–6
Ergebnisse & Haltbarkeit
Moderne Schulterimplantate erreichen eine Überlebensrate von über 90 % nach zehn Jahren, wenn sorgfältige Operationstechnik und engmaschige Nachkontrollen Infektionen, Lockerungen und Frakturen minimieren.
Implantatüberleben & Langlebigkeit
Aktuelle Totalendoprothesen zeigen Überlebensraten von 90–95 % nach zehn Jahren; die Haltbarkeit hängt von Verschleiß, Fixationsmethode und Aktivitätsniveau ab.
Komplikationen & Risikomanagement
- Infektion (< 1 %): früh oder spät; erfordert ggf. Prothesenentfernung, Langzeitantibiotika und zweizeitige Reimplantation.
- Nervenverletzung (≈ 1 %): Dehnung des N. axillaris kann vorübergehende Sensibilitäts-/Motorikdefizite verursachen.
- Periprothetische Fraktur: selten; Stabilisierung mit Cerclagen oder Platten bei Revision.
- Skapulares Notching (Reverse): Knochenabrieb unter der Glenosphäre; durch optimale Implantatposition vermeidbar.
- Aseptische Lockerung: Polyethylenabrieb und Osteolyse; radiologische Kontrolle zur Früherkennung.
Rückkehr zu Sport & Aktivität
Nach sechs Monaten können die meisten Patientinnen und Patienten belastungsarme Aktivitäten wie Schwimmen und Radfahren wieder aufnehmen; bei Reverse-Prothesen ist Vorsicht bei schwerem Heben und Kontaktsport geboten.
Aktivitätsrichtlinien je Implantat:
- Anatomische Prothese: Schwimmen, Radfahren, Golf ab sechs Monaten
- Schaftfreie Implantate: ähnlich der anatomischen Variante mit Knochenersparnis
Reverse Prothese: schweres Heben und hochintensive Sportarten meiden; kontrolliertes Training unter Anleitung