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Chirurgische Behandlungsoptionen bei Kniearthrose: Von Arthroskopie bis Knieprothese

Das Wichtigste in Kürze

  • Arthroskopien sollten ausschließlich bei klar abgegrenzten strukturellen Pathologien wie freien Gelenkkörpern oder Meniskusrissen erfolgen.
  • Mikrofrakturierung oder autologe Chondrozytentransplantation kann bei fokalen Knorpelschäden sinnvoll sein, wobei zu beachten ist, dass diese Verfahren den ursprünglichen Knorpel nicht vollständig ersetzen können.
  • Teil- oder totaler Kniegelenkersatz wird zur endgültigen Behandlung fortgeschrittener Arthrose empfohlen.
  • Chirurgische Entscheidungen sollten in Zusammenarbeit mit dem Orthopäden getroffen werden, unter Berücksichtigung der Bildgebung, des Lebensstils und der individuellen Behandlungsziele.
  • Patienten sollten realistische Erwartungen hinsichtlich der Dauer der Genesung, möglicher Komplikationen und der erwarteten Lebensdauer des Implantats haben.

 

Chirurgische Lösungen für verschlissene Knie: Was passiert, wenn Ruhe nicht mehr ausreicht?

Jeder Schritt sollte sich nicht wie ein Kampf anfühlen. Doch für über 650 Millionen Menschen weltweit mit Arthrose (WHO, 2023) wird schon die einfachste Bewegung zum Hindernis. Wenn Übungen, Orthesen und Medikamente keine Linderung mehr bringen, ist das nicht das Ende – sondern der Wendepunkt.

Dieser Leitfaden taucht tief in das chirurgische Arsenal bei Kniearthrose ein – von schlanken, minimalinvasiven Instrumenten bis hin zu vollständigen Gelenktransformationen mit modernen Prothesen. Ob Sie als Patient Ihre Optionen abwägen oder als Angehöriger Klarheit suchen – hier erfahren Sie nicht nur technische Details, sondern auch, wann, warum und für wen jede Behandlung sinnvoll ist und wie der Weg zur Genesung tatsächlich aussieht.

Lassen Sie uns die Wissenschaft, Präzision und Chancen hinter den heutigen chirurgischen Optionen erkunden – denn Ihre Knie verdienen mehr als ein Leben voller Kompromisse.

 

Was ist eine Kniearthrose?

Kniearthrose (OA) ist eine chronische Erkrankung, die durch Knorpelabbau, Schmerzen und eingeschränkte Beweglichkeit gekennzeichnet ist. Wenn konservative Maßnahmen – wie Gewichtsmanagement, Physiotherapie und Medikamente – nicht mehr ausreichen, werden operative Eingriffe notwendig. Dieser Leitfaden erläutert das Spektrum chirurgischer Behandlungen, von der minimalinvasiven Arthroskopie bis hin zum vollständigen Gelenkersatz, um Patienten und Angehörigen die Rolle, Vorteile und Grenzen jeder Option aufzuzeigen.

 

Kniearthroskopie – minimalinvasives Verfahren

Kniearthroskopie verwendet winzige Hautinzisionen und spezielle Instrumente, um das Gelenk zu untersuchen und zu behandeln. Sie bietet rasche Erholung und geringe Komplikationsraten, ist allerdings bei Arthrose selbst nur bei klar definierten strukturellen Problemen angezeigt.

Das Verfahren gilt als minimalinvasiv, da es statt großer Schnitte nur millimetergroße Portale nutzt und das umgebende Gewebe schont.

 

Wie wird eine Kniearthroskopie durchgeführt

  • Der Eingriff beginnt mit einer kurzen Allgemeinanästhesie.
  • Es werden zwei Portale von jeweils 0,5–1 cm Größe angelegt.
  • Über ein Portal wird das Arthroskop eingeführt, um die Gelenkstrukturen zu visualisieren.
  • Über das zweite Portal werden spezialisierte Instrumente eingeführt, um Behandlungen durchzuführen.
  • Der Chirurg inspiziert die intraartikuläre Anatomie und erkennt Pathologien.
  • Geschädigtes Gewebe wird entfernt oder repariert, etwa Meniskusfragmente oder freie Gelenkkörper.
  • Die Portale werden mit Nähten oder Klebestreifen verschlossen.
  • Die meisten Patienten dürfen noch am selben Tag nach Hause und können nach wenigen Tagen wieder voll belasten.

 

 

Arthroskopie bei freien Gelenkkörpern und mechanischer Irritation

Wenn Knorpel- oder Knochenfragmente (“freie Gelenkkörper”) im Gelenk treiben, können sie zu Blockaden oder Einrasten führen.

Arthroskopisches Spülen und die Entfernung dieser Körper sowie die Glättung rauer Flächen lindern mechanische Beschwerden effektiv.

Auch bei akuten strukturellen Läsionen wie Meniskusrissen bleibt die Arthroskopie gerechtfertigt, selbst wenn leichte Arthrose vorliegt.

 

Rolle der Arthroskopie bei Wiederherstellung der Gelenkmechanik und Stabilität

Über die Entfernung von Fremdkörpern hinaus ermöglicht die Arthroskopie eine Live-Beurteilung von Achsfehlstellungen und Bandfunktionen.

Chirurgen können scharfe Knorpelkanten glätten, Osteophyten resezieren und geringfügige Instabilitäten behandeln, um die Gelenkmechanik zu erhalten.

Einige sehen die Arthroskopie als “präventive Instandhaltung”, um frühe strukturelle Defekte zu korrigieren und so den Beginn von Symptomen hinauszuzögern. Für den langfristigen Schutz vor Arthrose fehlen jedoch eindeutige Belege.

 

 

Knorpeltherapie bei Kniearthrose

Knorpeltherapie zielt darauf ab, abgenutzte Gelenkflächen zu regenerieren und stellt eine Alternative zum vollständigen Ersatz dar. Die Techniken reichen von einfacher Mikrofrakturierung bis zu moderner Zelltransplantation, jeweils mit eigenen Vor- und Nachteilen.

 

Autologe Knorpeltransplantation

Bei der autologen Chondrozytentransplantation (ACT) werden körpereigene Knorpelzellen entnommen, im Labor vermehrt und unter einer Membran in den Defekt eingebracht.

Indikation: jüngere Patienten mit fokalen Defekten und ansonsten gesunden Gelenkflächen.

 

 

Mikrofrakturierung und Abrasionsarthroplastik

Die Mikrofrakturierung erzeugt kleine Knochenverletzungen, die ein blutiges Gerüst bilden, auf dem Faserknorpel wächst.

Dieser Ersatzknorpel besitzt jedoch nicht die Haltbarkeit des ursprünglichen Knorpels und wird daher heute nur bei sehr kleinen, klar begrenzten Defekten eingesetzt.

 

Biologische Grenzen und Langzeitprognose der Knorpeltherapien

Nach Mikrofrakturierung entsteht Faserknorpel, der weniger stoßdämpfend ist. Auch bei ACT zeigen sich nach fünf bis zehn Jahren unterschiedliche Ergebnisse, wenn keine korrigierende Achsengausrichtung erfolgt.

Patienten müssen verstehen, dass diese Verfahren zwar die Funktion verbessern können, aber den ursprünglichen Knorpel selten vollständig wiederherstellen.

 

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Knieprothesen

Bei fortgeschrittener Arthrose oder starken Einschränkungen der Lebensqualität stellt ein Prothesenersatz schmerzfreie Mobilität wieder her. Optionen reichen von teil-/knochensparenden Designs bis zum vollständigen Gelenkersatz.

 

 

Knochensparende Teil-Knieprothese (Unikompartmentale Prothese)

Die Unikompartmentale Prothese ersetzt nur einen betroffenen Gelenkabschnitt (medial oder lateral) und erhält gesundes Gewebe und Bänder in den übrigen Kompartimenten.

Ideal für Patienten mit einseitiger Arthrose, intakten Kreuzbändern und guter Achsenausrichtung. Führt häufig zu schnellerer Genesung und natürlicherem Bewegungsablauf.

 

Vollständiger Kniegelenkersatz (Totalendoprothese, TEP)

Bei der Totalendoprothese werden alle Kompartimente mit Metall- und Polyethylenimplantaten versorgt. Sie kommt bei mehrfachem Gelenkbefall oder schweren Deformitäten zum Einsatz.

Moderne Verfahren erzielen vorhersehbare Schmerzfreiheit und Funktion mit einer durchschnittlichen Lebensdauer von 15–20 Jahren.

 

Wie ein Kniegelenkersatz durchgeführt wird

  • Unter geeigneter Anästhesie wird ein länglicher Schnitt (in der Regel 20–25 cm) an der Vorderseite des Knies gesetzt.
  • Die Kniescheibe wird lateral mobilisiert, um Oberschenkelrolle und Schienbeinkopf freizulegen.
  • Präzise Knochenschnitte werden an Oberschenkelrolle und Schienbein unter Verwendung von Schablonen durchgeführt.
  • Provisorische Prothesenkomponenten werden eingesetzt und das Knie auf Ausrichtung, Stabilität und Weichteilbalance geprüft.
  • Die endgültigen Implantate werden meist zementiert (Polymethylmethacrylat) verankert; auch zementfreie Varianten kommen zum Einsatz.
  • Gegebenenfalls wird die Kniescheibe durch Aufsetzen eines Polyethylenknopfs überzogen.
  • Das Gelenk wird gespült, gegebenenfalls werden Drainagen gelegt, und der Schnitt wird verschlossen.
  • Ein steriler Verbandsdruck wird angelegt, und Patienten werden zur Mobilisation noch am OP-Tag angeleitet.

 

Kriterien für die Wahl zwischen Teil- und Totalendoprothese

Die Entscheidung richtet sich nach Verteilung der Arthrose, Bandintegrität, Alter, Aktivitätsniveau und Achsenausrichtung.

Unikompartmentale Prothesen eignen sich für jüngere, aktive Patienten mit isoliertem Befall, während die TEP bei diffuser Arthrose oder starken Deformitäten empfohlen wird.

 

Erholungsdauer, Ergebnisse und Haltbarkeit der Implantate

Teilprothesen ermöglichen oft kürzere Klinikaufenthalte (1–3 Tage), schnellere Rehabilitation (Gehen innerhalb weniger Tage) und rasche Rückkehr in den Alltag.

Die TEP erfordert in der Regel 3–5 Tage stationär und 6–12 Wochen Physiotherapie, bietet dafür umfassende Beschwerdefreiheit und weist nach zehn Jahren in über 90 % der Fälle hohe Patientenzufriedenheit auf.

Ihr Ansprechpartner
Dozent Dr. med. Gerald Friedl

Haben Sie schmerzen oder benötigen einen Orthopäden? Geren helfe ich Ihnen weiter.

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